P2P-Regulierung in Lettland – Reaktionen von Mintos, Twino und Co.

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Die in Lettland angekündigte P2P-Regulierung wirft ihre Schatten bereits voraus. 2019 haben mit Grupeer (Irland), Robocash (Kroatien) und Swaper (Estland) bereits drei bekannte P2P-Plattformen ihren Unternehmenssitz aus Lettland abgemeldet und sind ins Ausland gegangen.

Obwohl die einzelnen Beweggründe und Motive recht unterschiedlicher Natur waren, gab es im Kern eine große Unzufriedenheit bezüglich des Gesetzgebungs-Entwurfs, der sich stark an der EU-weiten Regulierung für Crowdfunding-Plattformen orientieren soll.

Nachdem die ersten P2P-Anbieter bereits die Flucht ins Ausland angetreten haben, stellt sich auch die Frage nach der Zukunft vieler noch in Lettland ansässiger Unternehmen, wozu auch Marktführer Mintos, Twino, VIAINVEST und PeerBerry gehören. Alle Unternehmen haben mir ihre Sichtweisen kommuniziert, welche ich im nachfolgenden für euch ausgewertet habe.


Twino

Bei Twino sieht man der anstehenden Gesetzgebung für Crowdfunding-Plattformen relativ entspannt entgegen. Man bewertet neue Regulierungen als ein positives Zeichen für die gesamte Branche, weil dadurch dessen Anerkennung als auch das allgemeine Vertrauen ansteigen werde.

“I see the regulation as a positive sign for TWINO and industry in general, as this will further increase not only the industry’s recognition but also the overall trust towards it.”

Die neuen Regulierungen in den Bereichen Berichterstattung, Buchhaltung, Geldwäsche / Terrorismusfinanzierung, Kapitalanforderungen oder Liquidität, werden laut Roberts (P2P-Platform Lead) dazu führen, dass strengere Regeln und Anforderungen festgelegt werden, wodurch die Wahrscheinlichkeit sinke, dass schlechte Unternehmen den Ruf der Branche zerstören.

“Furthermore, it is also something that we are looking forward to as it will offer more stringent rules and requirements to all industry players (i.e. reporting, accounting, AML/CTF, capital, liquidity), thus decreasing the likelihood of having bad actors that can damage the industry’s reputation.”

Als Vorteil bei der Erfüllung der Lizensierungsauflagen, sieht man die bereits gemachten Erfahrungen mit Lizensierungsprozessen in anderen Ländern. Zur Erklärung: Twino hat in allen Ländern in denen es Kredite finanziert, eigene Tochtergesellschaften etabliert. Auch hierfür mussten die Anforderungen der einzelnen Länder berücksichtigt werden.

We, TWINO, have had quite an extensive experience with licensing process as all of our loan originators are licensed entities in their respective countries. This will definitely be beneficial, when going through the licensing process also for our investment platform.”

Zu den größeren Herausforderungen, im Rahmen der neuen P2P-Regulierung in Lettland, sieht man den Prozess der Berichterstattung an die Regulierungsbehörde, die Anpassung der Unternehmensstruktur, sodass die P2P-Plattform als eine separates Unternehmen entsteht, und die Anpassung des Buchhaltungssystems an die neuen regulatorischen Anforderungen.

“The bigger challenges might be reporting process to the regulator, reorganizing the company structure to separate platform as a standalone entity and adjusting the accounting system for the new regulatory requirements.”


VIAINVEST

Auch bei VIAINVEST sieht man der angekündigten P2P-Regulierung in Lettland positiv entgegen. Primär deshalb, weil man dadurch mehr Sicherheit für Investoren und gleiche Regeln und alle Marktteilnehmer schaffe.

“In general we are positive about upcoming changes, as they will bring more security to investors and set equal rules for all market players.”

Auch wenn das Geschäftsleben manchmal unvorhersehbar sei, plane man aktuell nicht seinen Unternehmenssitz zu verlagern. Stattdessen sei man schon sehr stark im Lizensierungsprozess involviert.

“Currently, we are not planning to relocate to any other country. We are fully engaged in the licensing process by investing our resources and willing to continue doing business in Latvia. Business can surely be unpredictable, but at this point relocating is not an option.”

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Bezüglich der Kommunikation mit der lettischen Regulierungsbehörde FCMC, sei man aktuell sehr zufrieden. Gerade weil der Lizensierungsprozess für beide Seiten neu sei, scheint die FCMC sehr kooperativ zu sein und Übergangslösungen mit den Unternehmen finden zu wollen, sodass diese sich an die Anforderungen anpassen können.

“Until now we are pretty satisfied with communication and engagement level of FCMC, as whole licensing process is new to both sides. We got the feeling that FCMC is willing to cooperate and ready to discuss transition terms that would be to certain limit comfortable for both business and regulator itself.”

VIAINVEST werde das Thema der P2P-Lizensierung in Lettland aktiver mit seiner Investoren-Community kommunizieren, sobald die wichtigsten Details mit der Aufsichtsbehörde abgestimmt worden sind.

“As soon as major details are confirmed with the regulator, VIAINVEST will start active communication on this topic with its investor community, as we are aiming to provide high transparency level on this topic, as well as inform investors about benefits and things worth keeping in mind that will come with the license.”


Mintos

Beim Marktführer Mintos freut man sich auf die angekündigte EU-Regulierung für Crowdfunding-Plattformen, die voraussichtlich im Jahr 2020 in Kraft treten wird. Ohne die Einführung eines übergeordneten Gesetzes für alle EU-Länder, fürchtet Mintos große Unsicherheiten, einen unnötigen Verwaltungsaufwand und ungleichmäßig rechtlichen Anforderungen, die das große Wachstumspotenzial des alternativen Finanzmarktes in Europa bremsen.

“We are looking forward to the adoption of the “Crowdfunding Regulation” in the European Union that is supposed to happen in 2020. Without such umbrella law for the EU countries, we meet a lot of uncertainty, unnecessary administration work and face disharmonized legal requirements that are slowing down the great potential of the alternative finance market’s growth in Europe.“

Als einziges Unternehmen sprach Mintos davon, dass man mit den Arbeitsgruppen der Regierung zusammenarbeite, um Ansätze für die Crowdfunding-Regulierung zu definieren. Diese halte man nicht nur für Lettland notwendig, sondern auch auf europäischer Ebene.

“We have been working with the government’s working groups on defining approaches for the crowdfunding regulation as we see it necessary for the further development of the alternative finance industry not only in Latvia, but also on the European level.”

Mintos sieht es dabei als seine Verpflichtung als Marktführer an, der Regierung durch eine enge Zusammenarbeit Einblicke in das praktische Geschäfts-Know-how zu liefern. Vielleicht ein bisschen zu viel Pathos, aber gut.

“Working closely with governments and giving insights into the practical business know-how is a duty of market leaders.”

Daher betrachtet Mintos die anstehenden P2P-Regulierungen in Lettland auch nicht als eine große Herausforderung und will sich nicht auch nicht auf das Label „Lettland“ festlegen oder reduzieren lassen. Mintos begreife sich als ein globaler Marktplatz, der mit Investoren aus 69 Ländern und Kreditgebern aus 30 Ländern, ein europäischer Marktführer sei.

„We don’t see any specific challenges for Mintos regarding the new proposed crowdfunding regulations in Latvia. Our HQ is set in Latvia, but Mintos is a global marketplace, our business is “online” and it would be unjust to our investors from 69 countries or to our lending companies from 30 countries to think and act in the frame of “Latvian”. We are looking at the broader picture as we did from the beginning, making Mintos a leader of the European market for investments in loans, and a global fintech player.”

Da man sich bereits in der Vergangenheit mit den Marktgegebenheiten der einzelnen Länder auseinandergesetzt habe, werde man das auch bei einer lettischen Crowdfunding-Regulierung machen, sofern es denn nötig sei.

“We have been adjusting to the specifics of the markets so far, we will do it in the case of Latvian crowdfunding regulations too, if there will be a need for that.”


PeerBerry

Auch bei PeerBerry schaut man positiv auf die angekündigten Regulierungen, da es zu mehr Transparenz für P2P-Geschäftsmodelle führen werde. Was Unternehmen mit Sitz in Lettland nachweisen müssen, sind in erster Linie alle Informationen zu den Gesellschaftern und dem Management, gefolgt von der späteren Bewerbung für die Lizenz.

“I think regulations will give more transparency to P2P business. The main thing that all platforms which operating from Latvia must present to Regulator business model, provide all required information regarding shareholders, management and later to apply for license.”

Über die bevorstehenden Vorschriften und daraus wohlmöglich resultierende Einschränken, wollte man bei PeerVerry nicht weiter eingehen. Dafür sei es noch etwas zu früh, da die Vorschriften noch nicht genehmigt sind und sich alle Plattformen noch in Diskussionen mit der Regulierungsbehörde befinden. Gleichzeitig bereite man sich jedoch schon auf jedes mögliche Szenario vor.

„I think it is a bit too early to talk about upcoming new Regulations while it is not approved yet and all platforms in discussion with regulator. But at the same time, we are preparing for every possible scenario.”

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PeerBerry hat jedoch verraten, dass man sich schon auf den Prozess der Lizensierung vorbereite. Anfang 2019 gab es bereits Treffen mit der Regulierungsbehörde, wo man über Anforderungen und das Geschäftsmodell gesprochen habe. Man arbeite an dem Lizensierungsprozess, der jedoch sechs bis zwölf Monate dauern könnte.

“Actually, we are in the process of getting license. We had meetings with regulator at the beginning of 2019, discussed about requirements, business model and provided all required information to regulator. The process of getting license is not short and it can take 6-12 months, so we are working on it.”


Viventor und Lenndy

Sowohl Viventor als auch Lenndy habe ich diesbezüglich mehrmals angeschrieben und kontaktiert, jedoch keine Antwort erhalten.

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P2P-Regulierung in Lettland – Meine Bewertung

Ausnahmslos alle lettischen P2P-Plattformen haben sich positiv über die Einführung einer angekündigten Crowdfunding-Regulierung geäußert. Im Fokus stand dabei häufig die erhöhte Transparenz für Verbraucher und Marktteilnehmer, die wiederum zu mehr Sicherheit im alternativen Finanzmarkt führen werde.

Twino, sonst eher kritisch von mir gesehen, hat sich diesbezüglich sehr klar und aus meiner Sicht positiv geäußert. Der Umgang mit der Lizensierung in anderen Ländern wird der Unternehmensgruppe dabei helfen, sich auf die neuen Anforderungen in Lettland einzustellen.

Obwohl die gleichen Argumente auch von VIAINVEST hätten genutzt werden können, da die Historie als auch das Geschäfts- und Monetarisierungsmodell sehr ähnlich zu Twino ist, kommunizierte man etwas zurückhaltender, da man zunächst die kommenden Entwicklungen abwarten wolle.

Mintos ist ebenfalls bereit sich auf die neuen Anforderungen in Lettland einzulassen, betonte jedoch mehrmals seinen Stellenwert als globaler Marktplatz, der sein Schicksal nicht von einer P2P-Regulierung in Lettland abhängig macht – selbst, wenn dort seinen Hauptfirmensitz gemeldet hat.

PeerBerry scheint sich hingegen schon sehr genau mit den Folgen der angekündigten Regulierung befasst zu haben. Man stellt sich auf die neuen Anforderungen ein und wird seinen Standort ebenfalls in Lettland behalten.


P2P-Regulierung in Lettland – Das Video



Weitere Informationen zu besprochenen P2P Plattformen

Hi, ich bin Denny! Seit Januar 2019 schreibe ich auf diesem Blog über meine Erfahrungen beim Investieren in P2P Kredite. Meine Analysen sollen Investoren dabei helfen reflektierte und gut informierte Anlageentscheidungen treffen zu können. Dafür schaue ich mir die Risikoprofile der einzelnen P2P Plattformen an, hinterfrage deren Entwicklungen und teile meine persönlichen Einschätzungen mit meiner Community. Mein Bestseller "Geldanlage P2P Kredite" gilt in Fachkreisen als das beste deutschsprachige Finanzbuch zum gleichnamigen Thema.

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