Übermorgen steht das P2P Kredite Jahr 2023 bereits in den Geschichtsbüchern. Ähnlich wie schon im Vorjahr, soll es auch an dieser Stelle wieder einen kurzen Rückblick auf die Entwicklungen bei den einzelnen P2P Plattformen geben und wie sich diese im letzten Jahr bewährt haben.
Die Auswahl beschränkt sich dabei erneut auf insgesamt zehn P2P Plattformen, die ich im letzten Jahr am engsten verfolgt habe und wo ich mir eine qualifizierte Bewertung zutraue.
Wie immer ist und bleibt es am Ende aber nur eine subjektive Bewertung. Kommentiert daher gerne unter dem Artikel und teilt eure persönliche Meinung und Einschätzung.
Bondora: Mit Ignoranz und Intransparenz ins Abseits!
Meine Bewertung: D (5/15) [Erfahrungen | 5 Euro Bonus]
Meine Einschätzung: Das in 2023 gestiegene Zinsumfeld hat die Unattraktivität von Go & Grow Unlimited – mit einer 4% Verzinsung – schonungslos offengelegt. Weil auch Bondora darauf reagieren musste, um seine neuen Kredite finanziert zu bekommen, wurde im Frühjahr das monatliche Einzahlungslimit beim klassischen Go & Grow auf 700 Euro erhöht.
Abseits dessen konnte Bondora, mit der Entfernung der beiden Portfolio Builder Produkte Ende Februar, seine Transformation als intransparente Black Box Plattform erfolgreich abschließen. Die Fragezeichen bezüglich der Performance des Kreditportfolios bleiben bestehen. Die Rendite-Angabe in den allgemeinen Statistiken ist zuletzt bereits auf 6,5% abgerutscht.
Dass Investoren diesem intransparenten Braten nicht mehr zu trauen scheinen, zeigt sich deutlich bei den Neuanmeldungen auf der Plattform. Im Oktober 2023 sind erstmalig weniger als 1.000 Investoren neu pro Monat hinzugekommen (602) – Tendenz sinkend!
Meine Prognose: Vor einem Jahr habe ich geschrieben, dass die Plattform nicht riskieren sollte ihren guten Ruf durch anlegerunfreundliche Maßnahmen, inhaltslose Q&A Sessions und die Intransparenz bei Go & Grow selbst zu zerstören. Da sich diesbezüglich leider wenig getan hat – im positiven Sinne – kann man der Plattform nur ein baldiges Umdenken wünschen.
Crowdpear: Starker Auftakt!
Meine Bewertung: B (11/15) [Erfahrungen | 0,5% Cashback (90 Tage)]
Meine Einschätzung: Crowdpear hat 2023 ein starkes Debut abgeliefert! Man hat die ersten Kredite erfolgreich abwickeln können, der Erhalt der ECSP-Lizenz konnte gefeiert werden und zum Ende des Jahres befinden sich alle 78 Kreditnehmer ohne Rückstand im Zahlungsplan. Viel mehr hätte man bei einem ersten Jahr kaum erwarten können.
Sicherlich sind die Zahlen beim Finanzierungsvolumen noch überschaubar (4+ Mio. Euro), allerdings gab es aufgrund der Schwäche mancher Wettbewerber – sowohl auf Plattform- als auch auf Investorenseite – eine nachvollziehbare Vorsicht.
Meine Prognose: Crowdpear hat erfolgreich das Fundament gelegt, um 2024 die nächsten Schritte gehen zu können. Bleibt die Plattform seinem konservativen Kurs treu und man driftet nicht in voreilige Expansions-Fantasien ab, kann der Weg noch sehr weit gehen.
Debitum: Mit frischem Anstrich zu neuen Höhen?
Meine Bewertung: C- (7/15) [Erfahrungen | 1% Cashback (60 Tage)]
Meine Einschätzung: Vor einem Jahr hatte ich einen gefährlichen Stillstand bei Debitum angeprangert. Mittlerweile ist davon nur noch wenig zu sehen. Der Marktplatz hat, besonders in der zweiten Jahreshälfte, sehr viel frischen Wind bekommen. Dazu gehört in erster Linie der Eigentümerwechsel, die Erhöhung des Eigenkapitals (750.000 Euro) aber auch die Neueinführung des Auto Invest sowie das steigende Zinsniveau beim Kreditangebot.
Debitum versucht mit zahlreichen Maßnahmen Momentum reinzubekommen, so viel muss anerkannt werden. Dadurch konnte auch das viele Jahre lang stagnierende Investoren-Vermögen, welches Ende 2022 nur noch bei 5 Mio. Euro lag, auf 10+ Mio. Euro bis Ende 2023 angehoben werden. Ein Anfang!
Äußerst fragwürdig ist der Weg bei den kriegsbetroffenen Krediten anzusehen. Nachdem Debitum zunächst die offenen Forderungen von Chain Finance übernommen hat, gab man anschließend eine ziemlich anlegerunfreundliche Restrukturierung bekannt, bei der Investoren sechs Jahre nach Kriegsende ihre Gelder zurückerhalten sollen. Dabei sollen Investoren unter anderem vier Jahre lang auf 25% der Rückzahlungen warten, die bereits jetzt in der Theorie verfügbar wären – aufgrund der Argumentation des Force Majeur jedoch blockiert werden. Wer solche Maßnahmen durchführt, wäre gut beraten sich vorher das Einverständnis seiner Investoren einzuholen.
Meine Prognose: Auch wenn nicht alles gut lief bei Debitum, der Trend geht langsam in eine positivere Richtung. Wünschenswert wären neue und von den Gesellschaftern unabhängige Kreditgeber (Sandbox Funding), welche die zarte Pflanze des Wachstums in 2024 weiter wachsen lassen können.
Esketit: Stabil wie ein alter Hase!
Meine Bewertung: A- (13/15) [Erfahrungen | 1% Cashback (90 Tage)]
Meine Einschätzung: Esketit hat auch im dritten Jahr seines operativen Bestehens ein beeindruckendes Wachstum hingelegt. Dank verlässlicher Rückzahlungen, hoher Liquidität und starken Finanzkennzahlen des Kreditgeber-Motors AvaFin, ist das von Esketit verwaltete Portfolio in diesem Jahr von 27 Mio. Euro auf 37+ Mio. Euro angewachsen.
Meine Prognose: Wenn die Plattform ihren Kurs weiter beibehalten und punktuell neue Kreditgeber hinzufügen kann, um die Nachfrage nicht abzuwürgen, wird Esketit mit großer Wahrscheinlichkeit auch 2024 eine Erfolgsgeschichte bleiben.
EstateGuru: Ein Marktführer schafft sich ab!
Meine Bewertung: F (0/15) [Erfahrungen | 0,5% Cashback (90 Tage)]
Meine Einschätzung: Estateguru hat versagt! Anders kann man die Bilanz der Immo-Plattform in 2023 kaum beschreiben. Was sich Ende 2022 bereits abgezeichnet und angedeutet hat, ist dieses Jahr zur bitteren Realität geworden. Die Ausfälle des Kreditportfolios sind dermaßen in die höhe geschnellt, dass man sich manchmal nur staunend gefragt hat, wie es dazu kommen konnte.
Mittlerweile befinden sich 52% des gesamten Kreditportfolios im Inkasso-Prozess. In absoluten Zahlen sind das knapp 140 Mio. Euro an Anlegergeldern, die aktuell in Gefahr stehen verbrannt zu werden. Zwar wird es sicherlich in den nächsten Jahren zu einigen Rückgewinnungen kommen, wie lange dieser Zeitraum allerdings dauert und mit welchem Ergebnis wie viel Geld gerettet werden kann, steht heute noch in den Sternen.
Komplettiert wird der Offenbarungseid der Plattform durch die Einführung der Vermögens-Verwaltungsgebühr (AUM). Wenn schon unbeliebt machen, dann doch bitte richtig!
Meine Prognose: Estateguru wird an den Folgen von 2023 noch sehr lange zu knabbern haben. Gibt es auch 2024 keine nennenswerten Erfolge bei den Rückgewinnungen, dann steht die Existenzberechtigung stark in Frage!
Income: Unausgeschöpftes Potenzial!
Meine Bewertung: C- (7/15) [Erfahrungen | 1% Cashback (30 Tage)]
Meine Einschätzung: Auch wenn die Geschichte mit Vivus Mexiko ein versöhnliches Ende zu finden scheint, wirklich zufrieden kann man mit dem Jahr bei Income Marketplace wohl nur bedingt sein. Trotz vieler Vorschusslorbeeren, wodurch man das Portfolio im ersten Halbjahr von 7,6 Mio. Euro auf knapp 13 Mio. Euro erhöhen konnte, landet man zum Jahresende bei nur ca. 11 Mio. Euro. Nüchtern betrachtet ein klarer Rückschritt.
Die Ursachen? Seit Sommer 2022 (!) sind keine neuen Kreditgeber mehr auf Income hinzugekommen, der Auto Invest macht Probleme und mit ClickCash konnte man ebenfalls kaum Fortschritte erzielen. Insgesamt ein Jahr, in dem Income deutlich unter seinen Möglichkeiten geblieben ist.
Meine Prognose: Income Gründer Kimmo hat sich als CEO zurückgezogen, um 2024 an den Kernthemen Kreditgeber-Akquise, Regulierung und Finanzierungsrunde zu arbeiten. Wichtige Themen, welche die Marschroute für nächstes Jahr eindeutig vorgeben.
LANDE: Gutes Jahr, jedoch mit Makeln!
Meine Bewertung: B- (10/15) [Erfahrungen | 1% Cashback (180 Tage)]
Meine Einschätzung: Lande hat den Schwung aus 2022 mitgenommen und auch in 2023 eine vorzeigbare Leistung abgeliefert. Mit Rumänien konnte ein neuer Kreditnehmermarkt erschlossen werden, man hat die ECSP-Lizenz erhalten und das Portfolio konnte auf über 13+ Mio. Euro ausgebaut werden.
Die Ausfallquote ist weiterhin sehr gering, wenngleich sich die Verspätungen mit 60+ Tagen auf 1+ Mio. Euro angehäuft haben. Viel so dabei aber mit den verspäteten Auszahlungen der Subventionen in Lettland zusammenhängen. In Q1/2024 könnte sich das Bild daher weiter entspannen.
Negative Entwicklungen sind zum einen die zunehmenden IT-Probleme, die jetzt sogar zu einer Pausierung des Sekundärmarktes geführt haben, als auch die Umstellung der Zinsauszahlungen, die jetzt vermehrt zum Ende der Kreditlaufzeit erfolgen.
Meine Prognose: Die IT-Infrastruktur ist das Rückgrat einer gut funktionierenden P2P Plattform. LANDE sollte dieses Problem langsam in den Griff bekommen, um sich nicht unnötigerweise selbst beim weiteren Wachstum im Weg zu stehen. Ansonsten sind alle Voraussetzungen vorhanden, um auch 2024 das Agar-Thema weiter zu pushen!
Mintos: Sind ETFs, Anleihen & Co. die Zukunft?
Meine Bewertung: C (8/15) [Erfahrungen | Kein Bonus]
Meine Einschätzung: Mintos konnte das ausstehende Portfolio in diesem Jahr von 328 Mio. Euro auf 400+ Mio. Euro steigern. Der P2P Marktplatz scheint also wieder mehr Zuspruch bei Investoren gefunden zu haben. Auf der anderen Seite gab es jedoch kaum Fortschritte in Bezug auf die Rückgewinnungen ausgefallener Kredite. Lediglich der Deal mit Revo Technologies bleibt im Gedächtnis. Mintos hat hier 65% der offenen Schulden sofort eintreiben können, im Austausch für eine Abschreibung von 5,5 Mio. Euro an Investoren-Geldern.
Der Gesamtberg an Rückgewinnungen liegt weiterhin bei stolzen 143 Mio. Euro, inkl. 7 Mio. Euro an Pending Payments. Das entspricht 26% des Portfolios im Inkasso. Immer noch kein guter Wert für den selbsternannten Marktführer.
Dass Mintos seinen Anspruch über die Grenzen der Kreditvermittlung hinaus definiert, konnte 2023 gut mit der Einführung von Teilanleihen und den ersten ETF-Portfolios beobachtet werden.
Meine Prognose: Mit dem zunehmend breiter aufgestellten Angebot verschwimmt bei Mintos das Profil als klassischer P2P Kredite Markplatz. Zwar ist es durchaus ein legitimer Move im Rahmen der Geschäftsentwicklung, dieser macht es jedoch schwierig Mintos in Zukunft als das zu bewerten als was es ursprünglich an den Start gegangen ist.
PeerBerry: Stabilität ohne Ende
Meine Bewertung: A- (13/15) [Erfahrungen | 0,5% Cashback (90 Tage)]
Meine Einschätzung: PeerBerry hat auch 2023 bewiesen, dass man sich auf die P2P Plattform verlassen kann. Alle nicht vom Krieg betroffenen Kredite sind pünktlich zurückgekauft worden, sobald sich diese im Verzug befunden haben. Zudem sind auch die Rückzahlungen der kriegsbetroffenen Kredite auf bis zu 4,1 Mio. Euro gesunken (21,6 Mio. Euro zu Beginn des Jahres), womit nur noch die offenen Forderungen der Gofingo Gruppe ausstehen.
Das verwaltete Investoren-Vermögen lag konstant bei 100+ Mio. Euro, wenngleich der Trend – aufgrund des Rückkaufs aller polnischen Kredite bis Ende des Jahres – zuletzt nach unten gezeigt hat.
Dass die Finanzierungskosten der Kreditgeber bei der stark angestiegenen Nachfrage der Investoren sinken würde, ist eine absehbare Entwicklung gewesen.
Meine Prognose: Aufgrund der scheinbar unerschütterlichen Stabilität ist PeerBerry das gesamte Jahr über hinweg der größte Eckpfeiler in meinem P2P Portfolio gewesen und wird es sicherlich auch 2024 bleiben. Meine Zuversicht ist groß, dass das Kreditangebot im Verlauf des nächsten Jahres wieder zunehmen wird. Dennoch wird man sich auf Phasen des Cashdrags und manuellen Investierens einstellen müssen, will man bei PeerBerry mit dabei sein.
Twino: 2024 könnte knusprig werden!
Meine Bewertung: C+ (9/15) [Erfahrungen | 20 Euro Bonus]
Meine Einschätzung: Die positiven Neuigkeiten vorweg: Das Portfolio hat sich bei Twino stabil zwischen 30 und 35 Mio. Euro bewegt, es gab Stabilität in der Führungs-Ebene, neue Immobilien-Produkte wurden eingeführt und auch die Kommunikation hat sich etwas verbessert. Insofern hat die P2P Plattform an vielen Baustellen gearbeitet, die ich noch vor 12 Monaten kritisiert hatte.
Lediglich beim Thema Russland hat man keine wirklichen Fortschritte erzielen können. Hier sitzen weiterhin 4,7 Mio. Euro an Anlegergeldern fest.
Meine Prognose: Was das Kreditgeschäft angeht könnte 2024 ein ungemütliches Jahr für Twino werden. Die womöglich erweiterten Regulierungsverschärfungen in Polen ab 2024 sowie die Unsicherheit in Vietnam, wo sich UnaFinancial und Aventus bereits 2023 zurückgezogen haben, bieten den Nährboden für ein böses Erwachen, sollte Twino in seiner Kreditvergabe eingeschränkt werden – beide Kreditmärkte machen derzeit 75% des 35 Mio. Euro Portfolio bei der P2P Plattform aus.
P2P Kredite Zeugnisse 2023
P2P Plattform | Punkte | Note |
---|---|---|
PeerBerry | 13/15 | A- |
Esketit | 13/15 | A- |
Crowdpear | 11/15 | B |
Lande | 10/15 | B- |
Twino | 9/15 | C+ |
Mintos | 8/15 | C |
Income Marketplace | 7/15 | C- |
Debitum | 7/15 | C- |
Bondora | 5/15 | D |
Estateguru | 0/15 | F |
P2P Kredite Jahr 2023: Das Video
Hi, ich bin Denny! Seit Januar 2019 schreibe ich auf diesem Blog über meine Erfahrungen beim Investieren in P2P Kredite. Meine Analysen sollen Investoren dabei helfen reflektierte und gut informierte Anlageentscheidungen treffen zu können. Dafür schaue ich mir die Risikoprofile der einzelnen P2P Plattformen an, hinterfrage deren Entwicklungen und teile meine persönlichen Einschätzungen mit meiner Community. Mein Bestseller "Geldanlage P2P Kredite" gilt in Fachkreisen als das beste deutschsprachige Finanzbuch zum gleichnamigen Thema.
Danke für deine Ausführungen und Recherche. Vor allem bei Bondora bist du da ja völlig anders positioniert als zB LW. Mag sein dass er ihr Lied pfeift so er auch ihr Brot ist. Wer weiß das schon…
Hi Michael,
keine Ahnung. Ich orientiere mich nur an Fakten. Und die sprechen aus meiner Sicht gegen Bondora. Da braucht man nicht Schönreden.
VG, Denny