Kann man mit dem Handel von CO₂-Zertifikaten eine Rendite von bis zu 50% p.a. erzielen? Diese Renditeerwartung sei, laut der litauischen Agrar-Plattform HeavyFinance, bei einem optimistischen Szenario durchaus realistisch.
Um diese Rendite erzielen zu können, investieren Anleger nicht in die vorwiegend vertretenen Agrarkredite, sondern in die 2023 neu eingeführten „Green Loans“. Bei dieser Produktkategorie erhalten Investoren die Rendite nicht über die Verzinsung des Kredits, sondern durch den zukünftigen Verkauf von Kohlenstoffzertifikaten. Dabei handelt es sich um handelbare Einheiten, die jeweils für die Entfernung einer Tonne Kohlendioxid aus der Atmosphäre stehen (1 Tonne entferntes CO2 = 1 Kohlenstoffzertifikat).
Wie dieser Prozess genau funktioniert, welche Risiken es zu beachten gilt und ob die hohe Renditeerwartung realistisch ist, dazu soll es in diesem Beitrag eine Antwort geben.
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Was sind Green Loans?
Bei Green Loans handelt es sich um einen Kredit, welcher es Anlegern ermöglicht Renditen aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten zu erzielen, die auf landwirtschaftlichen Flächen erzeugt wurden.
Dahinter steht die Idee des „Carbon Farmings“. Hierbei sollen regenerative Landbewirtschaftungsmethoden gefördert und eingeführt werden, um dadurch Kohlenstoff im Boden zu speichern. Somit soll langfristig die CO2-Menge in der Atmosphäre verringert werden.
Den Zugang zu Green Loans erhalten Kreditnehmer dann, wenn diese das Geld in Projekte für erneuerbare Energien, Aufforstung oder nachhaltige Landbewirtschaftungsmethoden verwenden.
Als Sicherheit für die Kreditrückzahlung werden auch hierfür Maschinen oder Grundstücke verwendet, was sich insofern nicht von den klassischen, auf HeavyFinance angebotenen Agrarkrediten, unterscheidet.
Der Unterschied besteht stattdessen darin, dass der Landwirt einen „Grünen Kredit“ mit einer 0%-Finanzierung bekommt und der Investor seine Rendite nicht über die Verzinsung des Darlehens erhält, sondern über den Verkauf von CO2-Zertifikaten.
HeavyFinance, die Green Loans Anfang 2023 eingeführt haben, will bis Ende des Jahres insgesamt 5 Mio. Euro an grünen Darlehen über die Plattform finanzieren und somit einen Beitrag für nachhaltige Praktiken in der Landwirtschaft leisten, um dadurch einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu nehmen.
Wie funktionieren Green Loans?
Die Funktionsweise von Green Loans lässt sich grob in fünf Schritte einteilen.
1. Der Kreditvertrag
Zu Beginn schließt der Landwirt mit HeavyFinance einen Vorvertrag für ein „Grünes Darlehen“ ab, in dem er unter anderem erklärt, dass er eine bestimmte Anzahl von Hektar mit regenerativen Anbaumethoden bewirtschaften wird.
Die Risikobewertung des Kreditnehmers erfolgt grundsätzlich nach dem gleichen Modell wie bei den regulären Krediten. Auch hier werden Dokumente wie die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung, die Anbauplanung und Informationen über die Vermögenswerte geprüft, die später als Sicherheiten dienen sollen. Zusätzlich werden auch Informationen zu den Anbauformen, den Bodenbearbeitungs-Praktiken oder der Bewirtschaftung der Ernterückstände eingesammelt.
Zu den speziellen Anforderungen für ein grünes Darlehen gehört unter anderem eine Mindestfläche von 40 Hektar, die mit regenerativen Verfahren bewirtschaftet wird. Außerdem gehören eine reduzierte Bodenbearbeitung oder die Einführung von Direktsaat zu den vorgegebenen Anforderungen, sowie die Umstellung von chemischen auf organische Düngemittel.
2. Der Finanzierungszeitraum
Nachdem das Projekt auf der Plattform gelistet ist, haben Anleger 14 Tage lang Zeit, um den Kredit vollständig zu finanzieren. Wie Investoren auf HeavyFinance sicherlich schon beobachten konnten, ist die Kreditsumme bei den Green Loans deutlich größer als bei den klassischen Agrarkrediten.
Während Green Loans im Durchschnitt eine Kreditsumme von 50.000 Euro besitzen, liegt der Betrag, bei den klassischen Agrarkrediten, bei 30.000 Euro.
3. Die Bodenprobe und die Datenanalyse
Ein internationales Team von Wissenschaftlern entnimmt danach Bodenproben auf den Feldern, die für Green Loans angemeldet sind. Diese führen regelmäßige Labortests durch, um den Überschuss an im Boden gespeichertem CO2 zu überwachen.
HeavyFinance besitzt hierfür fünf Team-Mitglieder, welche an der Datenmodellierung arbeiten und die auch prüfen, wo die Proben entnommen werden sollen (verschiedene Böden sorgen für unterschiedliche Bedingungen). Da es sich dabei um einen umfangreichen und anspruchsvollen Prozess handelt, arbeitet HeavyFinance hierfür mit dem Dienstleister Agricarbon aus Schottland zusammen, welcher auf die Analyse von Bodenproben spezialisiert ist.
Diese Prozess werden wiederum von dem Verifizierungs-Unternehmen Verra überprüft, die nachverfolgen ob entsprechende Standards eingehalten und die Methodik korrekt ist. Da Greenwashing ein sensibles Thema ist, wird hier versucht einen möglichst hohen Standard einzuhalten.
4. Der Zertifizierungsprozess
Die internationale Zertifizierungsstelle Verra überprüft alle zwei Jahre die Daten über die im Boden gebundenen und gespeicherten CO2-Emissionen. Dieser Prozess umfasst auch Besuche auf den Feldern der Landwirte, bevor es zu der Ausstellung von Kohlenstoffzertifikaten kommt.
Dadurch soll sichergestellt werden, dass die erzeugten Emissionsgutschriften real, messbar und dauerhaft sind.
5. Der Verkauf der Zertifikate
Sobald das Projekt verifiziert ist, werden die Emissionsgutschriften ausgestellt und können auf dem Kohlenstoffmarkt gehandelt werden. Dieser Prozess erfolgt durch direkte Verkäufe an Unternehmen oder über Marktplätze für Kohlenstoffzertifikate.
Laut HeavyFinance werden aktuell ca. 90% der Transaktionen über bestimmte Broker (Marktplätze) abgewickelt. HeavyFinance arbeitet hierbei mit der Maklerfirma Clearblue Markets zusammen. Bei einem Großteil der Käufer handelt es sich derzeit um Finanzinstitutionen, die auf diese Weise günstigere Finanzierungen bekommen können.
Green Loans Interview mit HeavyFinance
Da das Thema Green Loans durchaus komplex wirken kann, habe ich mich mehrmals mit HeavyFinance zu diesem Thema ausgetauscht. Auf meinem englischen YouTube-Kanal findet ihr unter anderen auch ein Interview mit HeavyFinance Mitgründer Darius Verseckas zu diesem Thema.
Nachfolgend habe ich versucht die Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammenzufassen.
Welche Daten werden von den Kreditnehmern eingesammelt?
Zwischen Green Loans und klassischen Agrarkrediten gibt es durchaus viele Überschneidungspunkte im Hinblick auf die Risikobewertung. Zu den erfassten Daten zählen unter anderem Informationen über den Betrieb, wozu rechtliche Dokumente wie Betriebsnummer, Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz, Anbauerklärung und Identifikationsnummern der zu erfassenden Felder gehören.
Bei den Green Loans geht man noch einen Schritt weiter und geht verstärkt auf die landwirtschaftlichen Flächen ein, indem man Informationen über die Bodenarten, die Anbauformen, die Ausgangsproduktivität, die Stickstoffdüngung, die organische Düngung, die Bodenbearbeitungspraktiken, die Bewirtschaftung der Ernterückstände, den Kraftstoffverbrauch und die eingesetzten Maschinen erfasst.
HeavyFinance sammelt für sich noch weitere Informationen ein. Dazu gehören beispielsweise Angaben wie die vorherrschenden Bodentypen, die Klimazone des Grundstücks, die Wetterdaten, die Topografie, der Ort der Bodenprobenahme und die Analyseergebnisse der Bodenuntersuchung.
Anhand dieser Informationen kann HeavyFinance ein Modell erstellen, mit dem das Potenzial zur Aufnahme von Kohlenstoff und zur Erzeugung von Kohlenstoffgutschriften abgeschätzt werden kann.
Wie funktioniert die Rückzahlung von Green Loans?
HeavyFinance sucht diesbezüglich immer noch nach dem richtigen Weg. Dass die Rückzahlung des Darlehens entsprechend der angegebenen Kreditlaufzeit stattfindet, ist soweit noch nachvollziehbar. Interessant wird es allerdings beim Verkauf der Kohlenstoffzertifikate, was maßgeblich die Rendite der Anleger bestimmen wird.
In einem ersten Modell ist man bei HeavyFinance von einem Zeitraum von zehn Jahren ausgegangen, wobei die letzten sechs bis sieben Jahre davon die Zertifikate verkauft werden sollten. Ein langer Zeitraum für Anleger, die ihr Geld, trotz üppiger Renditeaussichten, nicht so lange binden wollten.
Das aktuelle Modell sieht daher so aus, dass das Darlehen zunächst innerhalb der angegebenen Kreditlaufzeit zurückgezahlt wird. Diese liegt in der Regel bei zwischen 36 und 48 Monaten. Während der Kreditlaufzeit erhalten Investoren 60% aus dem Verkauf von Emissionsgutschriften und weitere 12 Monate nach der Rückzahlung des Kredits erhalten diese die restlichen 40%.
In Zukunft plant HeavyFinance noch ein weiteres Modell einzuführen, bei dem Anleger drei Jahre lang nach Ende der Kreditlaufzeit insgesamt 60% aus dem Verkauf der Emissionsgutschriften erhalten sollen.
Welche Rendite kann realistisch mit Green Loans erzielt werden?
Durch die Finanzierung von Green Loans partizipieren Investoren am schnell wachsenden Markt für freiwillige Emissionszertifikate. Auf Grundlage von Gesprächen mit Kohlenstoffhändlern und anderen Branchenexperten, zeichnet HeavyFinance drei Szenarien für die weitere Entwicklung des Marktes und die dadurch jährliche Renditeerwartung.
- Konservatives Szenario: 12%+
- Aktueller Preis der Zertifikate: 20%+
- Optimistisches Szenario: 50%+
Was Anlegern etwas mehr Sicherheit geben sollte ist der Umstand, dass die in Europa erzeugten Emissionsgutschriften zu den am höchsten bewerteten und am wenigsten von Marktschwankungen betroffenen Emissionsgutschriften gehören.
Hinzu kommt der Trend dieser Zeit, nämlich die Bekämpfung des Klimawandels, was voraussichtlich zu einer steigenden Nachfrage auf dem Markt für freiwillige Emissionszertifikate führen wird.
“We are expecting to generate double-digit returns for investors, however, the exact rate of returns will be clear during the sale of generated carbon credits.”
HeavyFinance selbst rechnet eindeutig mit zweistelligen Renditeerwartungen für die Anleger, wobei die genaue Höhe der Rendite erst beim Verkauf der erzeugten Emissionsgutschriften feststehen wird.
Wann werden die Emissionszertifikate verkauft?
Einen maßgeblichen Einfluss auf die Rendite wird auch der Zeitpunkt besitzen, an dem die Emissionszertifikate verkauft werden. Aktuell sieht es so aus, dass die Emissionsgutschriften nur alle zwei Jahre ausgegeben und verkauft werden.
“Carbon credits are issued and sold every two years. These will differ from year to year as the amount of carbon stored by farmers might change, and the price of the carbon credits is also subject to change.”
Da der Handel mit Emissionsgutschriften hauptsächlich außerbörslich stattfindet, übernimmt HeavyFinance zusammen mit externen Maklern die Verantwortung für die Suche nach dem besten Preis und dem besten Zeitpunkt für den Verkauf.
Wer sind die Käufer von freiwilligen Emissionsgutschriften?
Bei den Käufern handelt es sich um Unternehmen, die sich zur CO2-Neutralität verpflichtet haben. Diese sind daher bereit nachhaltige Projekte zu unterstützen, um somit ihren CO2-Fußabdruck freiwillig auszugleichen.
Die Motive sind dabei höchst unterschiedlich. Sei es um neue Mitarbeiter zu gewinnen, positive PR zu betreiben, die Kapitalkosten zu senken oder um Zugang zu Fremdkapital zu erhalten. Durch die Verschärfung der ESG-Regelungen werden immer mehr Unternehmen dazu animiert werden in freiwillige Emissionsgutschriften zu investieren, um dadurch im Markt wettbewerbsfähig bleiben zu können.
Zu diesen Unternehmen gehören unter anderem Banken, Technologieunternehmen oder auch Supermarktketten. Daher schätzt McKinsey, dass der Markt für Emissionsgutschriften einen Wert von über 50 Mrd. Dollar bis 2030 haben könnte.
Was sind die Hauptrisiken bei Investitionen in Green Loans?
Bei allen Wachstums- und Renditefantasien sollte auch die Frage nach den möglichen Risiken bei den Green Loans gestellt werden.
Grundsätzlich gelten für Green Loans die gleichen Sicherheitsmaßnahmen wie für die regulären Agrarkredite auf HeavyFinance. Die Darlehen sind mit einer erstrangigen Hypothek auf Ackerland oder schwere Maschinen besichert und die Landwirte haften persönlich für ihre Darlehen. Daher ist das Risiko eines Kapitalverlusts bei beiden Produkten gleich hoch. Dass die Investoren bei HeavyFinance bis jetzt noch keine Verluste erlitten haben, bei 1.500+ vergebenen Agrarkrediten, ist insofern ein positives Zeichen.
Daher liegen die Risiken bei den Green Loans eher in der womöglich ausbleibenden Rendite als im potenziellen Kapitalverlust. Folgende Risiken gilt es beim Investieren in Green Loans zu berücksichtigen:
Das Mengenrisiko: HeavyFinance geht davon aus, dass ein Hektar Ackerland im Durchschnitt 2,3 Tonnen CO2 pro Jahr binden wird. Die konkrete Menge hängt jedoch von den spezifischen Anbaumethoden, der Bodenart und anderen Kriterien ab, sodass die tatsächliche Spanne zwischen 1,5 Tonnen und 6 Tonnen schwanken kann. Um dieses Risiko auszugleichen, empfiehlt es sich sein Geld über eine größere Anzahl von Darlehen zu streuen – Stichwort Diversifikation.
Das Preisrisiko: Je nach Marktbedingungen kann der Weltmarkt für Emissionszertifikate schwanken. Branchenexperten prognostizieren jedoch einen kontinuierlichen Preisanstieg. So schätzt Bloomberg die langfristigen Kosten auf 47$ bis 224$ ein. Jedoch ist das keine Garantie für einen höheren Preis zum Zeitpunkt des Verkaufs.
Das Ausführungsrisiko: Erwähnenswert ist auch das Ausführungsrisiko der Landwirte. Dieser könnte sich schließlich dazu entscheiden seine nachhaltigen Praktiken aufzugeben, wodurch der Betrieb keine Emissionsgutschriften generieren könnte. Sollte dieser Fall eintreffen, hat HeavyFinance entsprechend vorgesorgt. Dann müsste der Landwirt nämlich einen Darlehenszins für die gesamte Kreditlaufzeit bezahlen, welcher sich in der jeweiligen Projektbeschreibung finden lässt.
Werden Green Loans langfristig die klassischen Agrarkredite ersetzen?
Bis Ende September 2023 sind 2 Mio. Euro an Green Loans über HeavyFinance finanziert worden. Das Ziel liegt hingegen bei 5 Mio. Euro bis Ende des Jahres.
„Green Loans are likely to become the main product, however, it’s still early to predict when will it outgrow regular lending products.”
Perspektivisch geht man bei HeavyFinance davon aus, dass sich Grüne Darlehen langfristig zum Hauptprodukt auf der Plattform entwickeln werden. Als Grund dafür sehe man nicht nur das steigende Interesse von Privatanlegern, sondern auch von Unternehmen und institutionellen Kapitalgebern, die frühzeitig in Emissionsgutschriften investieren wollen.
Auch ein erkennbarer Trend geht durchaus in diese Richtung, da Green Loans sowohl von der numerischen Anzahl her als auch in absoluten Finanzierungzahlen zunehmend größer werden im Vergleich zu den klassischen Agrarkredite.
Green Loans bei HeavyFinance: Das Video
Persönlich habe ich mittlerweile schon einige Green Loans mitfinanziert und ich bin gespannt, wie sich dieses Thema in Zukunft weiterentwickeln wird. Auf dem Blog von HeavyFinance können Anleger mehr über das Thema Green Loans und Impact Investing erfahren.
Was denkt ihr persönlich über dieses Thema, schreibt mir eure Meinung gerne in die Kommentare.
Hi, ich bin Denny! Seit Januar 2019 schreibe ich auf diesem Blog über meine Erfahrungen beim Investieren in P2P Kredite. Meine Analysen sollen Investoren dabei helfen reflektierte und gut informierte Anlageentscheidungen treffen zu können. Dafür schaue ich mir die Risikoprofile der einzelnen P2P Plattformen an, hinterfrage deren Entwicklungen und teile meine persönlichen Einschätzungen mit meiner Community. Mein Bestseller "Geldanlage P2P Kredite" gilt in Fachkreisen als das beste deutschsprachige Finanzbuch zum gleichnamigen Thema.