Estateguru CEO Interview 2024: Rückgewinnungen, Situation in Deutschland und Geschäftszahlen 2023

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Mit sonnigen 28 Grad begrüßte mich die estnische Hauptstadt zum Auftakt meiner P2P Kredite Reise 2024 im Baltikum. Das erste Treffen fand mit Estateguru CEO Mihkel Stamm statt, mit dem ich über die aktuelle Situation in Deutschland gesprochen habe, den Status Quo bei den Rückgewinnungen, die Finanz-Kennzahlen für 2023 und einige weitere Themen.

Auf meinem Blog findet ihr auch eine ausführliche Analyse zu meinen bisherigen Estateguru Erfahrungen.

Estateguru CEO Interview 2024

Auf meinem englischen YouTube-Kanal könnte ihr euch das komplette Gespräche in voller Länge anhören.

Estateguru CEO Interview 2024: Zusammenfassung

Nachfolgend findet ihr eine Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen aus dem Interview.

Neue Risiko-Bewertung

Stabile Performance des 2023er Kredit-Portfolios: Im Februar 2024 hatte Estateguru die Performance seiner Kredite veröffentlicht, die 2023 finanziert worden sind (ca. 100 Mio. Euro). Die Ergebnisse haben sich nochmals verbessert. Auf der einen Seite konnten schon knapp 40 Mio. Euro zurückgezahlt werden, auf der anderen Seite sind nur noch ca. 2,5 Mio. Euro im Inkasso (Im Februar 2024 waren es noch 3,5 Mio. Euro). Die neuen Kreditbewertungen gemäß Moodys scheinen also Wirkung zu zeigen. Eine der konkreten Maßnahmen sei es nun, dass es keine Konzentration mehr bei bestimmten Kreditnehmer-Gruppen geben werde.


Institutionelle Investoren bei Estateguru

Sinkender Anteil institutioneller Investoren: Während Estateguru in den letzten Jahren einen immer größeren Anteil an Krediten durch institutionelle Investoren finanziert hat, teilweise von bis zu 30% des Gesamt-Portfolios, soll dieser Anteil auf mittlerweile 5% gesunken sein. Eine mögliche Abschreckung aufgrund vergangener Ereignisse in Deutschland? Neben normalen Privatanlegern liege der Fokus aktuell vermehrt auf High Net Worth Individuales and Family Offices.


Ausfälle, Rückgewinnungen und Verluste

30+ Mio. Euro an Rückgewinnungen in 2024: Während man 2023 ca. 20 Mio. Euro an ausgefallenen Krediten zurückgewinnen konnte, plant 2024 die Marke von mindestens 30 Mio. Euro zu erreichen. Auch wenn man dieses Jahr erst bei 3,9 Mio. Euro liegt (bis Ende April). Zuversicht gibt dem CEO dabei das zunehmend sinkende Zins-Umfeld.

Spanne an Kapitalverlusten bei Ausfällen: Estateguru hatte die Möglichkeit das ausgefallene Portfolio in Deutschland für einen Abschlag von 40% bis 60% zu verkaufen, was man jedoch abgelehnt habe. In der aktuellen Marktsituation schätzt der CEO die entstehenden Verluste bei zwischen 10% bis 20% ein. In einem optimistischen Szenario sei es sogar weiterhin möglich ohne Kapitalverluste davonzukommen.

1 Mio. Euro an Anwalts- und Gerichtskosten: Estateguru betreibt großen Ressourcen-Aufwand bei den Rückgewinnungen in Deutschland, wo man seit 2023 mit der Firma „Steinberger“ zusammenarbeitet. Diese tragen allerdings nicht allein die Verantwortung, sondern man hat parallel auch ein eigenes Team aus Anwälten und Risiko-Managern abgestellt. Die jährlichen Kosten lagen hierfür bei 1 Mio. Euro in 2023.

Rückgewinnungen werden deutlich länger dauern: Weil man jeden ausgefallenen Kredit einzeln bearbeitet und die bürokratischen Hürden in Deutschland entsprechend hoch sind, geht man mittlerweile von einem Rückgewinnungs-Zeitraum von 3 bis 5 Jahren aus.


Estateguru Deutschland

Ermittlungen gegen deutsche Team-Mitglieder: Die 2023 angekündigten Ermittlungen bezüglich interner Verstöße von Mitarbeitern sind mittlerweile abgeschlossen. Genauere Ergebnisse wollte man zwar nicht kommunizieren, jedoch hat der CEO verkündet, dass man externe Ungereimtheiten vorgefunden habe und man diese Angelegenheit nachverfolge.


Finanzen 2023

Überblick Finanz-Kennzahlen 2023: Bis Ende Juni wird Estateguru den Geschäftsbericht für 2023 veröffentlichen. Gemäß den Aussagen des CEOs habe man im zweiten Halbjahr bereits profitabel gearbeitet, wohingegen das Gesamtjahr ein Verlust ausweisen wird. Der Umsatz konnte von 8 Mio. Euro auf 8,4 Mio. Euro gesteigert werden, trotz sinkender Neukreditvergaben. Die Diversifikation der Umsatz-Ströme komme insbesondere durch Management und Rückgewinnungs-Gebühren. Die klassische Vermittlungsgebühr mache nur noch 40% bis 50% der Umsätze aus.


Weitere Informationen zu besprochenen P2P Plattformen

Hi, ich bin Denny! Seit Januar 2019 schreibe ich auf diesem Blog über meine Erfahrungen beim Investieren in P2P Kredite. Meine Analysen sollen Privatanlegern dabei helfen reflektierte und gut informierte Anlageentscheidungen treffen zu können. Dafür schaue ich mir die Risikoprofile der einzelnen P2P Plattformen an, hinterfrage deren Entwicklungen, teile meine persönlichen Einschätzungen und beobachte übergeordnete Trends aus der Welt des Crowdlendings.    
Mein Bestseller "Geldanlage P2P Kredite" gilt in Fachkreisen als das beste deutschsprachige Finanzbuch zum gleichnamigen Thema. Zudem versammeln sich in der P2P Kredite Community auf Facebook tausende von Privatanlegern, die sich regelmäßig über die Anlageklasse P2P Kredite austauschen. 

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