7 häufige P2P Kredite Fehler (und wie Du sie vermeidest)

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In P2P Kredite zu investieren ist kein einfaches Unterfangen, weshalb Fehler zu machen fast schon automatisch zum Prozess mit dazu gehört. Es gibt einfache Fehler, dumme Fehler, vermeidbare oder aber auch sich wiederholende Fehler, die mir in den letzten 7+ Jahren, auf meinem Weg zum 100.000 Euro P2P Kredite Portfolio, untergekommen sind. Sei es bei mir selbst, oder aber in der Beobachtung anderer Investoren.

Weil die Fehler-Kultur in Deutschland generell etwas zu sehr stigmatisiert wird, möchte ich heute einen schonungslosen Blick auf meine eigenen Fehler werfen, die sich über die Jahre hinweg bei meinen P2P Kredite Investments angesammelt haben und was ich daraus lernen konnte.

Gleichzeitig habe ich in den letzten Jahren auch Muster bei Investoren aus dem P2P Kredite Umfeld beobachtet, welche ich an dieser Stelle ebenfalls kritisch hinterfragen möchte.

Wichtig: Am Ende geht es nicht um Schuldzuweisungen oder wer etwas besser oder schlechter gemacht hat. Das Investieren in P2P Kredite ist ein dynamischer Prozess, bei dem Fehler einfach mit dazugehören. Lasst uns deshalb gemeinsam über unsere Fehler reflektieren und versuchen gemeinsam daraus lernen.


1. Zu viel Fokus auf Rendite

„Gier ist gut“, sagte Gordon Gekko 1987 sinngemäß im Film-Klassiker Wall Street. Ich halte dagegen und behaupte, dass unser Gehirn, sofern empfänglich dafür, eher von der Gier aufgefressen wird. Dafür gibt es aus meiner Sicht gleich mehrere Beispiele im P2P Kredite Umfeld, wobei ich diesem Umstand auch schon selbst zum Opfer gefallen bin.

Rückblick ins Jahr 2017: Als kompletter Neuanfänger habe ich im Oktober meine ersten 2.000 Euro bei Bondora Portfolio Pro investiert, da die Plattform über einen guten Ruf verfügte und häufig von anderen Investoren empfohlen worden ist.

Geblendet von der anfänglich wettbewerbsfähigen Rendite, welche in einem Bereich zwischen 15% und 24% gelegen hat, investierte ich daraufhin überproportional viel und zahlte in den kommenden 12 Monaten weitere 12.000 Euro ein. Nachdem ich mein Investment etwas konsolidieren wollte und keine weiteren Gelder mehr nachgeschossen hatte, sank meine Rendite von Monat zu Monat in den Keller.

Zwar konnte ich mittlerweile meinen gesamten Einsatz wieder auszahlen lassen, allerdings ist Bondora Portfolio Pro bis heute, mit einer Gesamt-Rendite von 1,39%, mein historisch betrachtet schlechtestes P2P Kredite Investment. Die schlechte Performance hätte ich zwar so oder so erlitten, allerdings wäre das Ausmaß deutlich geringer gewesen, hätte ich mich nicht so sehr von meiner Gier in den Anfangszeiten blenden lassen.

Hohe Renditeversprechungen als Warnsignal?

Dass große Renditeversprechen häufig einen gewissen Goldjäger-Trieb in uns auslösen ist auf der einen Seite irgendwie verständlich und nachvollziehbar. Oder welcher Investor will lieber Kredite mit 8% statt mit 14% Verzinsung in seinem Portfolio haben?

Die vermeintliche Logik geht hierbei in zwei Richtungen.

Auf der einen Seite stellt man sich am unteren Ende der Fahnenstange die Frage, ob andere Anlageklassen, mit einem niedrigeren Risikoprofil, nicht die bessere Wahl für das eigene Geld sein könnten. Eine gewisse Wettbewerbsfähigkeit bei der Verzinsung wird also bereits im Vorfeld als notwendige Voraussetzung für ein P2P Kredite Investment erwartet. Nicht wenige Investoren, inklusive meiner Wenigkeit, haben daher diese scheinbar magische Grenze von 10% für sich gezogen, welche man bei einem P2P Investment erwartet.

Auf der anderen Seite hat die Erfahrung in der Vergangenheit gelehrt, dass zu hohe Verzinsungen häufig als ein Warnsignal zu verstehen sind. Sieht man sich die Liste von gescheiterten oder problematischen P2P Plattformen an, dann waren das in der Regel Kandidaten mit überdurchschnittlich hohen Renditeversprechungen. Sei es Envestio, Kuetzal, FastInvest, Crowdestor oder Lendermarket.

P2P-Kredite-Fehler-Warnsignal-Rendite

Um diesen Fehler zu vermeiden, gilt es für Investoren die Plattformen im Vorfeld genau zu überprüfen und deren Geschäftsmodell und Risikoprofil zu hinterfragen. Die Erfahrungsberichten auf meinem Blog sollen einen Teil dazu beitragen, um mögliche Warnsignals bereits im Vorfeld zu erkennen.

Wer sich dennoch von hohen Renditeversprechen leiten lässt, der sollte zumindest vorsichtig vorgehen und sich der entsprechenden Risiken bewusst sein.


2. Plattform-Hopping

Das Thema Cashdrag ist im Jahr 2024 deutlich präsenter gewesen als noch in den Jahren zuvor. Stellvertretend dafür stehen populäre P2P Plattformen wie PeerBerry, Robocash oder Esketit, die es häufig nicht geschafft haben ein ausreichendes Kreditangebot für die größer werdende Nachfrage der Investoren zur Verfügung zu stellen.

P2P-Kredite-Fehler-Plattform-Hopping

Von daher ist es vollkommen logisch und auch nachvollziehbar, dass man sich ab einem gewissen Zeitpunkt fragt, wie lange man sein nicht-investiertes Geld auf einer Plattform herumliegen lassen will.

Bei Esketit kam für mich dieser Zeitpunkt in diesem Jahr nach knapp sechs Monaten.

Sieht man sich hingegen die Kommentare in manchen Telegram-Gruppen an, dann scheint der Geduldsfaden bei vielen Investoren wohl deutlich kürzer zu sein. Auf der einen Seite kann ich das zwar nachvollziehen, gleichzeitig bin ich aber kein Fan davon „blindes“ Plattform-Hopping zu betreiben, welches sich ausschließlich nach der Verzinsung oder dem größten Kreditangebot richtet.

Plattformen wie PeerBerry, Robocash oder Esketit sind auch deshalb so sehr nachgefragt, weil diese in den letzten Jahren weitestgehend problemlos abgeliefert haben und diese mit einer starken Portfolio-Qualität Renditen im zweistelligen Bereich ermöglicht haben.

Wenn der Preis dafür ist, dass man temporär ein bisschen mehr Geduld mitbringen muss oder auch mal manuell ein paar Kredite auswählt, dann ist das aus meiner Sicht ein deutlich besserer Kompromiss als sich auf weniger qualifizierte Plattformen einzulassen, nur um komplett investiert zu sein.


3. Missachtung geopolitischer Risiken

In den letzten Jahren mussten wir als P2P Investoren lernen, dass auch geopolitische Risiken bei der Risikobewertung mit dazugehören und nicht unterschätzt werden dürfen.

Ganz vorne steht hierfür das Beispiel vom Krieg in der Ukraine, welcher sowohl einen Einfluss auf die ukrainischen als auch auf die russischen P2P Investments besessen hat. Über Mintos, PeerBerry, Twino und Debitum sind allein 137 Mio. Euro an kriegsbetroffenen Investoren-Geldern in Gefahr gewesen. Während PeerBerry knapp drei Jahre später alle offenen Verbindlichkeiten zurückzahlen konnte und es bei Twino wohl ein Geduldsspiel werden wird, muss bei Mintos und bei Debitum hingegen mit Abschreibungen und Verlusten gerechnet werden.

Für die meisten von uns kam der Kriegsbeginn in der Ukraine überraschend, mich persönlich mit eingeschlossen. Dennoch muss man im Nachgang selbstkritisch reflektieren, dass sich die Eskalation schon viele Wochen vorher abgezeichnet hat. Entsprechend hätten präventive Maßnahmen ergriffen werden können, um unsere Investment in Russland und in der Ukraine abzusichern.

Auch die Konflikte in Vietnam oder im Mittleren Osten sind aktuelle Gefahrenherde, welche von Investoren aufgrund der geopolitischen Brisanz bewertet werden müssen.

P2P-Kredite-Fehler-Geopolitische-Risiken

So habe ich präventiv meine vietnamesischen Twino-Kredite gegen Ende 2023 aktiv verkauft, bevor die Plattform im Juli 2024 eine Mitteilung veröffentlichte, dass 2,8 Mio. Euro an Geldern ins Inkasso wandern werden, während sich der Kreditgeber auf den Prozess der Insolvenz vorbereite. Meine jordanischen Kredite auf Esketit habe ich hingegen, nachdem die Situation im Nahen Osten weiter eskaliert ist, ebenfalls präventiv verkauft.

Knapp drei Jahre nach Kriegsbeginn in der Ukraine hängen bei mir immer noch knapp 1.000 Euro an russischen Krediten bei Twino fest und 300 Euro beim ukrainischen Kreditgeber Chain Finance auf Debitum. Die Frage, die ich mir seitdem stelle, ist, ob sich zweistellige Verzinsungen für ein derartiges Risiko wirklich lohnen. Weil ich diese für mich mit einem klaren Nein beantworten kann, versuche ich meine Investments aus Krisenregionen herauszuhalten.

Insofern haben geopolitische Risiken in den letzten Jahren einen deutlich größeren Stellenwert bei meiner Bewertung und Kreditgeberauswahl bekommen. Sich damit nicht zu befassen wäre aus meiner Sicht ein Fehler, den Investoren teuer bezahlen könnten.


4. Quantität > Qualität

Jeder Privatanleger kennt wahrscheinlich das Zitat von Investoren-Legende Warren Buffet, dass man nicht alle Eier in einen Korb legen sollte. Aber wusstet ihr auch, dass dieser auch sinngemäß sagte, dass eine breite Diversifikation nur dann notwendig sei, wenn man nicht weiß, was man tue?

“Wide diversification is only required when investors do not understand what they are doing.”

Konzentration vs. Diversifikation ist schon seit jeher ein Thema auf meinem Blog gewesen. Schon damals habe ich mich in Artikeln und Videos für mehr Qualität und für weniger Quantität ausgesprochen. Auch heute noch bin ich der Auffassung, dass mehr Investoren dieses Mantra verfolgen sollten anstatt wahllos ihr Glück auf 20+ P2P Plattformen zu versuchen.

Aus diesem Grund hatte ich mich vor einigen Monaten auch dazu entschieden vorübergehend meine Investments bei Fintown und bei Profitus auslaufen zu lassen, wenngleich ich aktuell keine substanziellen Argumente gegen diese Plattformen besitze.

P2P-Kredite-Portfolio-12-2024

Dieser Ansatz konzentriert sich dabei nicht nur auf die Plattformen, sondern auch auf die Kreditgeber. Auf Esketit setze ich ausschließlich auf die Assets von AvaFin, auf Mintos vertraue ich Esto und bei Income Marketplace konzentriere ich mich auf Kreditgeber wie Danarupiah, ITF und Ibancar.

Die Entscheidung für einen konzentrierteren Ansatz ist nicht ganz unproblematisch. Zum einen erfordert es eine genauere Auseinandersetzung mit Plattformen und Kreditgebern, zum anderen kann auch bei diesem Ansatz ein möglicher Verlust nicht kategorisch ausgeschlossen werden.

Am Ende ist das für mich jedoch immer noch der bessere Weg als prophylaktisch gleich von Beginn an einen möglichen Verlust bei der maximalen Diversifikation einzukalkulieren.


5. Zu viele Newcomer

Eine Ergänzung zum letztgenannten Punkt ist die Tendenz einiger Investoren häufig auf neue P2P Plattformen zu vertrauen.

Grundsätzlich muss ein geringer Track Record und ein kleinerer Erfahrungsschatz nicht zwangsläufig ein Ausschlusskriterium sein. Schließlich wusste schon Trainer-Legende Otto Rehhagel, dass es keine jungen und alten Spieler gibt, sondern nur gute und schlechte.

Allerdings sind viele P2P Newcomer häufig noch stark unterentwickelt, bieten keinen erkennbaren Mehrwert und die Risiken sind überproportional groß im Verhältnis zum möglichen Ertrag. Von daher prüfe wer sich neu bindet und ob sich ein bisschen mehr Geduld am Ende doch auszahlen könnte, wenn die ersten aussagekräftigen Ergebnisse vorliegen.

Zum Thema Otto Rehhagel sollte noch erwähnt werden, dass dieser die Europameisterschaft 2004 in Portugal mit der zweitältesten Mannschaft des Turniers gewonnen hat.


6. Investitionen in neue Märkte

Damit P2P Kredite Plattformen wachsen können, müssen diese entweder in bestehenden Kreditnehmerländern neue Marktanteile gewinnen oder aber expandieren und dabei das Geschäftsfeld in weiteren Ländern versuchen zu etablieren.

Dass es sich aus Investoren-Sicht nicht unbedingt lohnt dem Expansions-Kurs einer Plattform zu folgen, hat sich in der Vergangenheit mehrmals verdeutlicht. Dazu zwei Beispiele.

Mit 10+ Jahren Markterfahrung hat Estateguru im estnischen Heimatmarkt stets eine stabile Portfolio-Qualität besessen. Wenngleich auch diese, mit einer Inkasso-Quote von aktuell 14%, zuletzt deutlich nachgelassen hat. Das ist allerdings nichts im Vergleich zur Performance in Deutschland, wo sich derzeit mehr als 77 Mio. Euro an Investoren-Geldern im Inkasso befinden. Estateguru hatte Deutschland vor einigen Jahren als Kernmarkt für die Expansion der Plattform identifiziert und viele Investor, mich eingeschlossen, sind treudoof hinterhergelaufen.

Zum Glück ist mir diese Geschichte eine Lehre gewesen, wenngleich auch eine teure, die ich anschließend bei HeavyFinance vermeiden konnte. Sieht man sich die monatlichen Performance-Reports der Plattform an, dann sind historisch betrachtet die Kredite aus dem litauischen Heimatmarkt deutlich besser gelaufen als beispielsweise die Kredite in Polen.

Entsprechend sind aktuell auch nur 2 meiner insgesamt 40 ausstehenden Kredite aus Litauen im Inkasso. Das entspricht einer Quote von 5%, welche deutlich besser abschneidet als der Plattform-Durchschnitt mit knapp 20% Inkasso-Quote.

Zusammenfassend lässt sich daher festhalten, dass das Wachstum in neuen Märkten zu unterstützen zwar löblich sein kann, es aus Investoren-Sicht allerdings eher wenig Sinn ergibt. Diese Einsicht hat für mich auf HeavyFinance hervorragend funktioniert, wohingegen ich dafür bei Estateguru einen teuren Preis bezahlen musste. Insofern ist das sofortige Investieren in neuen Märkten durchaus ein Fehler, den ich versuchen werde auch in Zukunft nicht mehr zu begehen.


7. Aufgeben

Zum Abschluss möchte ich auf einen „Fehler“ eingehen, den ich in den letzten Jahren leider immer häufig gesehen habe und beobachten konnte. Nämlich das zu schnelle Aufgeben von Investoren, die sich aufgrund schlechter Erfahrungen von P2P Krediten als Anlageklasse abwenden.

Wie in diesem Artikel deutlich geworden ist, gibt es bei P2P Krediten haufenweise Stolperfallen, welche uns Investoren viel Rendite kosten. Auch persönlich bin ich dabei schon mehrmals betroffen gewesen. Zu gierig nach Rendite, Unterschätzung geopolitscher Risiken, zu schnell in neuen Märkten aktiv gewesen, und so weiter.

Diese Fehler gehören für mich allerdings zum Investieren und als ein Teil der Erfahrung mit dazu. Von daher sollte eine wichtige Eigenschaft unserer „Investoren-Karriere“ auch darin bestehen, wie wir mit unseren eigenen Fehlern umgehen.

Egal wie schlecht meine Investitions-Entscheidungen manchmal gewesen sind und wie viel Rendite mich diese auch gekostet haben, am Ende habe ich immer versucht mich selbst zu hinterfragen. Warum habe ich diesen Fehler gemacht? Was kann ich daraus für mein weiteres Handeln und für meine weiteren Investitionsentscheidungen lernen?

Leider scheint der Lernfaktor bei vielen Investoren nicht mehr so stark ausgeprägt zu sein, im Vergleich zur Enttäuschung, welche aus den eigenen Fehlern resultiert.

Investieren geht mit Risiken und damit auch mit Fehlern einher. Unser Umgang mit diesen Fehlern entscheidet am Ende jedoch darüber, ob wir in der Lage sein werden es beim nächsten Mal besser zu machen oder ob wir uns planlos in das nächste Investment stürzen, bis wir dort die nächsten Fehler begehen wird.


Wenn Dir weitere Fehler einfallen, sei es bei Dir persönlich oder aber in der Beobachtung anderer Investoren, dann kommentiere diese gerne unter diesem Artikel.


Weitere Informationen zu besprochenen P2P Plattformen

Hi, ich bin Denny! Seit Januar 2019 schreibe ich auf diesem Blog über meine Erfahrungen beim Investieren in P2P Kredite. Meine Analysen sollen Investoren dabei helfen reflektierte und gut informierte Anlageentscheidungen treffen zu können. Dafür schaue ich mir die Risikoprofile der einzelnen P2P Plattformen an, hinterfrage deren Entwicklungen und teile meine persönlichen Einschätzungen mit meiner Community. Mein Bestseller "Geldanlage P2P Kredite" gilt in Fachkreisen als das beste deutschsprachige Finanzbuch zum gleichnamigen Thema.

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