Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Inflation. Es gab sicherlich einfachere Zeiten, um in den letzten Jahren eine baltische P2P Plattform im Agrar-Sektor aufzubauen. Dennoch hat sich LANDE erfolgreich durch diese Zeit manövriert und sich mittlerweile als respektierte Plattform im europäischen P2P Kredite Umfeld etabliert.
Aus einem ambitionierten Agrar-Finanzierer in Lettland, damals noch unter dem Namen LendSecured, wurde binnen kürzester Zeit ein lizensierter und paneuropäischer Anbieter, der über 1.500 Agrar-Projekte erfolgreich finanzieren konnte.
Nachdem die letzten eineinhalb Jahre unter dem Motto der Konsolidierung und des nachhaltigen Wachstums standen, will LANDE in 2025 gleich zwei Gänge hochschalten. So will man zum einen die geographische Expansion mit dem Markteintritt in Polen vorantreiben, zum anderen soll das verwaltete Portfolio auf bis zu 100 Mio. Euro im Jahr 2030 ansteigen.
Grund genug also, um sich mit LANDE Gründer und CEO Nikita Goncars über die aktuelle Portfolioqualität, die strategischen Prioritäten, die Finanzierungsstrukturen sowie die wichtigsten Erfahrungen aus fünf Jahren Plattformbetrieb zu sprechen.
Im Interview gibt der LANDE Chef aber nicht nur konkrete Einblicke in die Performance-Daten und die Expansionspläne, sondern es werden auch kritischen Fragen rund um Ausfälle, Rückgewinnungsprozesse und die Rolle von Rückkaufgarantien beantwortet.
Für weitere Informationen empfehle ich die Seite mit meinen ausführlichen LANDE Erfahrungen.
Wie würden Sie die derzeitige Qualität des LANDE-Portfolios einschätzen? Wo sehen Sie die größten Stärken der Plattform, und wo gibt es Verbesserungspotenzial?
Die Portfolioqualität ist außergewöhnlich. Wir haben über 1.500 Projekte finanziert, und die Ausfallquote über die gesamte Zeit liegt bei 4,8 %. Das sind 74 Projekte in 5 Jahren. Ein unglaubliches Ergebnis, wenn man bedenkt, was wir alles erlebt haben – Krieg in der Ukraine, Inflation, Corona, hoher Euribor usw. Wir haben gesehen, wie viele Konsumenten- und Geschäftskreditgeber komplett insolvent gingen oder einen Großteil der Anlegergelder verloren haben.
Die niedrige Ausfallquote war möglich, weil unser Team schnell reagiert hat. Wir haben saisonale Kredite ohne Sicherheiten restrukturiert, um unsere Position zu stärken. Wir verfügen über eigene Inkassoteams in jedem Markt, in dem wir tätig sind, und diese verbessern sich stetig. Das ist ein erheblicher Vorteil gegenüber ausgelagerten Dienstleistungen.
Ein gutes Beispiel ist Litauen. Historisch gesehen war die Ausfallquote dort höher als in Lettland. Aber im Jahr 2024 haben wir dort 90 Projekte finanziert – ohne einen einzigen Ausfall. Das ist beeindruckend. Ein klares Zeichen für Marktreife und zunehmende Professionalität.
Am wichtigsten für Investoren ist: Jede „Vintage“ wird qualitativ besser – wie es in jeder erfahrungsgetriebenen Branche üblich ist. Mit der gesammelten Erfahrung wird die zukünftige Portfolioqualität noch besser sein. Neue Investoren, die jetzt bei LANDE einsteigen, profitieren davon.
In Telegram-Gruppen äußern Investoren Bedenken über steigende Ausfälle und wahrgenommene Ineffizienzen beim Inkasso. Wie lang ist historisch betrachtet die durchschnittliche Rückgewinnungsdauer bei ausgefallenen Krediten, und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie zur Verbesserung?
Telegram repräsentiert nur einen kleinen Teil der P2P-Investoren – meist solche, die negative Erfahrungen teilen oder Gerüchte verbreiten. Ich habe noch nie jemanden auf Telegram sagen hören: „Ich habe in ein LANDE-Projekt investiert und 17 % verdient.“ Dabei ist das leicht möglich – mit 12 %-Projekten, 3 % Cashback für Neukunden und 2 % Sommeraktion.
So funktioniert menschliche Psychologie. Aber ernsthafte Investoren schauen auf Zahlen, nicht auf Gerüchte.
Welche Kreditsegmente – nach Markt und Besicherungsart – haben im letzten Jahr die konstanteste Performance gezeigt?
Es bringt wenig, vergangene Performance isoliert zu betrachten. Unsere Vergaberichtlinien, die Kompetenz des Teams und die Marktbedingungen entwickeln sich ständig weiter. Ich empfehle Diversifikation, statt zu versuchen, das System auszutricksen.
Ein weiterer Punkt: LANDE ist eine transparente Plattform mit direkter Risikostruktur. Das heißt, wir verschleiern unsere tatsächliche Ausfallquote nicht durch eine Rückkaufgarantie. Man sieht die Portfolio-Performance in Echtzeit. Wenn man in 100 Kredite investiert, sind etwa 5 Ausfälle zu erwarten. Die wird man sehen und sich vielleicht ärgern. Aber es ist transparent.
Auf Plattformen mit „geschichtetem“ Risiko ist man der echten Performance nicht ausgesetzt. Wir haben oft gesehen, dass Rückkaufversprechen funktionieren – bis sie es nicht mehr tun. Dann hat man nicht 5 Ausfälle von 100, sondern der gesamte Bestand bricht zusammen. Etwa durch Lizenzentzug in einem exotischen Markt, starke Währungsschwankungen oder eine Insolvenz des Kreditgebers.
Ich sage nicht, dass LANDE perfekt ist oder grundsätzlich besser als Rückkauf-Plattformen. Es ist einfach eine andere Art, Risiko darzustellen.
Ich höre oft von Influencern: Es gibt eine neue „XY“-Plattform mit 12 % Rendite und null Ausfällen dank Rückkauf. Aber das ist ein anderes Risikomodell – nur stärker konzentriert. Genau über solche Unterschiede sollten wir Anleger aufklären.
LANDE ist in der EU tätig, in Euro, mit harter Besicherung. Ja, es wird Ausfälle geben, aber keine plötzlichen Totalausfälle. Unsere fünfjährige Bilanz belegt das: 3 Mio. Euro an Zinsen an Investoren ausgezahlt, profitables Unternehmen, fast 1 Mio. Euro Eigenkapital, reinvestierte Gewinne, lizenziert und in der EU ansässig.
LANDE hat sich das Ziel gesetzt, das Portfolio bis 2030 auf 100 Mio. Euro zu steigern – was etwa 20 Mio. Euro jährliches Wachstum bedeutet. Was treibt diesen Plan an, und worauf stützt sich Ihre Strategie?
Als wir 2020 mit LANDE anfingen, war selbst ein 5.000-Euro-Kredit schwer zu finanzieren. 1 Mio. Euro schien unmöglich. Dann kamen 10 Mio. Euro, dann 20 Mio. Euro, und heute wurden fast 40 Mio. Euro finanziert. Wenn Sie auf unsere Projektseite schauen, dann sehen Sie: Die Projekte werden schnell finanziert. Die Nachfrage übersteigt derzeit das Angebot.
Der Markt für Agrarfinanzierung ist riesig. Es geht um Milliarden, nicht Hunderte von Millionen. Ich würde das nicht mal „ehrgeizig“ nennen. Es ist eher unsere Überzeugung, dass wir dieses Ziel erreichen können. Wir haben eine der härtesten Phasen für Agrarkredite in den letzten 20 Jahren überstanden – mit unter 5% Ausfallquote. Ja, wir haben Fehler gemacht, aber daraus gelernt. Und wir haben nicht vor, diese zu wiederholen.
Der ursprüngliche Gedanke von Crowdfunding und der EU-Crowdfunding-Lizenz war, privates Kapital für unterfinanzierte KMU zu mobilisieren, die von Banken vernachlässigt werden. LANDE gehört zu den wenigen Plattformen, die dieses Ziel ernsthaft verfolgen. Wie gesagt: Die Finanzierungslücke geht in die Milliarden. Deshalb gibt es Programme wie vom Europäischen Investitionsfonds, mit nachrangigen Darlehen, Portfolio-Garantien usw.
Unsere Vision für LANDE ist eine vollständige Integration in die europäische Wirtschaft, gemeinsam mit unseren Investoren reale Probleme lösen: Kapital für lokale Unternehmen bereitstellen, Wirkung erzielen, Arbeitsplätze schaffen.
Oft unterschätzen Menschen den Wert eines wirtschaftlichen Kreislaufs. In einer Zeit, in der viele Länder sich stärker auf ihre Binnenmärkte, Zölle und Protektionismus besinnen, sollten auch europäische Investoren überlegen, wohin ihr Kapital fließt.
Welche Rolle werden private P2P-Investoren künftig im Vergleich zu institutionellen Kapitalgebern oder Bankpartnerschaften spielen?
Privatinvestoren sind das Rückgrat von LANDE. Es ist die flexibelste Kapitalquelle, die man am Finanzmarkt bekommen kann. Diese Flexibilität hat ihren Preis. Deshalb sind die Renditen auf der Plattform auch höher.
Wir haben zum Beispiel eine Kreditlinie bei einer lettischen Bank gesichert mit einem IRR von 6% + Euribor. Unsere Retail-Investoren bekommen oft 12% plus 2–3% Bonus – also fast das Doppelte. Aber die Kreditlinie hat sechs Monate und enormen Verwaltungsaufwand gekostet.
Sie haben angekündigt in den polnischen Markt einzutreten. Auf welche landwirtschaftlichen Segmente oder Finanzierungsbedarfe konzentrieren Sie sich dort? Und wie unterscheidet sich das von den baltischen Ländern?
Polen ist ein riesiger Markt, fast doppelt so groß wie alle unsere bisherigen Märkte zusammen. Unser Ziel ist es nicht in jedem Land Marktführer zu werden, sondern die besten Projekte für unsere Investoren auszuwählen. Qualität statt Quantität.
Diversifikation ist ebenfalls wichtig, insbesondere wegen Klimarisiken. In Rumänien ist Trockenheit ein Thema, in Lettland Überschwemmungen, usw. Die Kernbedarfe sind in allen Märkten ähnlich: Betriebskapital, Maschinenanschaffungen, Hofausbau und Co-Finanzierungen für staatlich geförderte Programme (einige mit bis zu 80% Cashback).
Wie positioniert sich LANDE im polnischen Markt? Und mit welchen regulatorischen oder operativen Herausforderungen ist man dort konfrontiert?
Es gibt keine regulatorischen Hürden. LANDE ist bei der zentralen EU-Aufsicht ESMA lizenziert. Wir haben unsere Dienste für alle EU-Länder passportiert. Um in einem Land Kredite zu vergeben, brauchen wir die passende rechtliche Struktur und ein lokales Team, welches von unserem Hauptsitz in Riga unterstützt und überwacht wird.
Wie hat sich Ihre Risikobewertung für den Markteintritt in Polen verändert, und welche Lehren ziehen Sie aus den baltischen Märkten?
Die wichtigste Lehre: Polen darf man nicht einfach in das gleiche Modell pressen wie andere Märkte. Man muss sich an lokale Regeln anpassen, bestehende Sicherheitsstrukturen verstehen, den lokalen Wettbewerb kennen und vorsichtig starten, wie wir es immer bei neuen Märkten tun.
Wie sieht die aktuelle Finanzierungsstruktur von LANDE aus? Wie ist das Verhältnis zwischen P2P-Investorengeldern, institutionellem Kapital und Bankkrediten?
Die Finanzierung basiert auf der Plattform selbst, lokalen Banken und einem alternativen Investmentfonds. Dieses Fondsmodell wird bei europäischen Plattformen immer beliebter. Es ist relativ einfach aufzusetzen, zu verwalten und der einzige gangbare Weg, um institutionelles und vermögendes Kapital zu gewinnen.
Angesichts Ihres Wachstumspfades: Planen Sie externes Kapital aufzunehmen? Und wie wichtig ist es Ihnen die Profitabilität aufrechtzuerhalten?
Aktuell sehen wir keinen unmittelbaren Bedarf für externes Kapital, auch wenn es bereits mehrere Angebote von Fonds gibt. Natürlich verursachen Markteintritte Kosten und wir gehen davon aus, dass sich das auf die Rentabilität auswirken könnte. Aber wir sind darauf vorbereitet. Wir haben ausreichende Rücklagen.
Hi, ich bin Denny! Auf diesem Blog, den ich im Januar 2019 gestartet habe, helfe ich Investoren dabei kluge und gut informierte Investitionsentscheidungen im Bereich der Geldanlage P2P Kredite zu treffen. Dafür beschäftige ich mich ausführlich mit den tagesaktuellen Geschäftsentwicklungen und dem übergeordneten Rendite- und Risikoprofil der einzelnen P2P Plattformen.
Mein Bestseller „Geldanlage P2P Kredite“ gilt in Fachkreisen als das beste deutschsprachige Finanzbuch zum gleichnamigen Thema.